Logorrhö der Haute Cuisine

Schlagwort: Verhalten

  • Wer ist hier der Boss?

    Die Vorfahren heutiger Katzen lebten im alten Ägypten und sind dort vor etwa 5.000 Jahren auf leisen Pfoten in die Herzen der Menschen geschlichen. Experten gehen davon aus, dass sich der wilde Urahn der heutigen Hauskatze, aus freien Stücken den Menschen angeschlossen hat.

    Hier liegt ein grundlegendes Missverständnis der zugrunde liegenden Tatsachen vor. Katzen haben sich vor 5.000 Jahren nicht freiwillig uns angeschlossen. Katzen haben vor 5.000 Jahren beschlossen uns zu domestizieren.

    Ich will hier keine anderen Haustiere schlecht reden. Es soll hier nur um die Bedürfnisse der Haustiere gehen. Wenn man die Bedürfnisse nüchtern betrachtet, die Haustiere haben oder welche Interaktionen wir mit den Tieren haben, dann haben Katzen und insbesondere Hauskatzen doch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal.

    Du könntest in einem Karton wohnen, sieben Arme haben und riechen, wie Zwiebelmett nach drei Tagen in der Sonne. Sobald euer Hund einfach nur bei euch sein kann, gekrault wird und ihr eventuell sogar einen Gummiball besitzt, hat der Hund die beste Zeit seines Lebens. Wenn euer Hund beim Kraulen aus heiterem Himmel anfangen würde sich tollwutartig in eurem Unterarm zu verbeißen, wäre das sicher ein extrem schmerzhaftes und unerwünschtes Verhalten und würde nicht dauerhaft geduldet werden. Bei Katzen ist das vollkommen egal. In etwa so überraschend, als ob man sagen würde, dass man jeden Tag Wasser trinkt. Du kannst dich auch nicht davor schützen, da das natürlich nicht immer passiert. Nein, das passiert völlig zufällig.

    Manchmal streichelt man seine Fellnase stundenlang und es passiert einfach nichts. Völlige Harmonie. Und dann gibt es die kurzen, aber intensiven Phasen, bei denen man plötzlich für wenige Sekunden, vier Nadelkissen mit Gewichten und Widerhaken im Arm hängen hat. Zusätzlich wirst Du an Stellen mit dünner Haut gebissen. Danach sieht der Arm aus, als ob wir das Jahr 2005 haben, Du ein 14 jähriges Emo Mädchen bist, gerne schwarze Klamotten trägst, nach Patschuli riechst, gerne Fall Out Boy hörst und Zugang zu Rasierklingen hast.

    Stellt euch mal vor, euer Papagei würde nachts um 03:27 Uhr durch die Wohnung fliegen während er Modemgeräusche macht (ja, ich bin alt), gegen den Holzschrank knallt und Metallschüsseln vom Tisch wirft. Katzen springen dir nachts um die Uhrzeit vom Schrank auf den Bauch, rennen dämonenartig durch die Wohnung und machen Geräusche, die Du nicht zuordnen kannst. Jedes Mal musst Du dich entscheiden, ob es ein Geräusch war nachdem Du sehen solltest, oder ob es Zeit bis morgen hat.

    Katzengras unterstützt die Katze bei ihrer Verdauung. Es löst einen Brechreiz aus und ist somit eine optimale Würgehilfe, die Katzen dabei hilft, verschluckte Haare schnell wieder loszuwerden. Wir kaufen uns also Pflanzen, von denen sich die Stubentiger erbrechen müssen. Wenn Fortuna dir wohlgesonnen ist, dann ist es nur Magensaft mit ein paar Grashalmen. Zwei Blatt Küchenrolle und ein Spritzer Desinfektionsmittel und die Sache ist Geschichte. Außer sie erbrechen sich auf dein Bett. Dann musst Du Wäsche waschen. Dabei machen sie gottlose Geräusche. Irgendwas zwischen einem brünftigen Elch und einem Sandfrosch. Ich war einmal stolzer Besitzer eines Katers, der zum Kotzen gerne auf den Schrank geklettert ist und vorher die halbe Schüssel Trockenfutter abgezogen hat. Halbverdautes Trockenfutter mit einem Spritzradius von einem halben Meter vom Boden entfernen zu müssen, ist ein entwürdigender Akt. Das selbe Szenario mit Nassfutter ist etwas für den Tatortreiniger.

    Als Kirsche auf dem Sahnehäubchen kommt es vor, dass die Katze beim großen Geschäft die Grashalme nicht vollständig ausscheiden kann. Mit Glück hängt noch ein Köttel dran und eure Katze rutscht auf dem Hintern über den Boden um das Gebilde aus Grashalmen und Kot loszuwerden. Dabei hinterlässt sie braune Schleifspuren auf dem Boden.

    Vorhin habe ich gebetsartig auf dem Boden gekniet und habe die Exkremente unserer Katzen aus dem Klo geschaufelt. Und wenn wir schon beim Thema Katzenklo sind – gibt es auf dieser Welt überhaupt ein Design, bei dem wirklich kein Katzenstreu nach dem Geschäft nach draußen getragen wird? Wir haben schon sämtliche Formen durch und geben uns geschlagen. Besonders, wenn man Besitzer eines anmutigen Katers ist, der gerne kiloweise Katzenstreu aus der Katzentoilette nach draußen scharrt. Auch gerne nachts. Und bevor er die Katzentoilette benutzt, rennt er minutenlang schreiend durch die Wohnung.

    Zusammenfassend möchte ich mit einem Zitat die Exkursion ins Tierreich beenden.

    “Ich bin hier nicht mit euch eingesperrt, ihr seid hier mit mir eingesperrt!”
    – Rorschach